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Tilo Moritz

Projektleiter beim Valtenbergwichtel e.V. in Neukirch in der Lausitz, zuständig für das Freiwillige Ökologische Jahr und Bildung für nachhaltige Entwicklung

Tilo engagierte sich bereits in der DDR ehrenamtlich in Jugendclubs und erlebte dort Freiräume abseits staatlicher Strukturen. Nach der Wende war er maßgeblich am Aufbau des Valtenbergwichtel e.V. beteiligt, einer Initiative junger Menschen, die bis heute als unabhängiger Träger der Jugendarbeit im ländlichen Raum aktiv ist.

Jugendklubs zwischen ideologischer Überformung und Selbstorganisation

Jugendarbeit in der DDR war stark institutionell eingebunden – im Rahmen von Schule, FDJ und Pionierorganisationen. Sie wurde vielfach als Pflicht empfunden, inklusive militärischer Ausbildung im Ferienlager. Dennoch erlebten viele junge Menschen auch andere Seiten: selbstverwaltete Jugendklubs, kulturelle Freiräume und das gemeinsame Organisieren von Veranstaltungen jenseits offizieller Vorgaben. Diese Mischung aus staatlicher Struktur und Freiraum prägte nachhaltig. In der Rückschau zeigt sich Erstaunen darüber, mit welcher Selbstverständlichkeit man das damals alles mitgemacht hat – einfach, weil es so war.

Die Wendezeit war für viele eine Phase der Unsicherheit, aber auch der Möglichkeiten. Auf dem Land nahm Tilo Moritz das Geschehen rund um den Umbruch mit einer gewissen Distanz wahr – die Richtung war unklar, doch die Aussicht auf mehr Freiheiten zeichnete sich ab. Viele Bürger*innen der DDR begriffen den Wandel als Chance, neue Strukturen aufzubauen. Doch nicht alle blieben – viele engagierte und gut ausgebildete junge Menschen wanderten ab. Diese Lücke wurde später durch neue Generationen gefüllt, die in einer Zeit hoher Jugendarbeitslosigkeit Perspektiven suchten und sich aktiv in den Wandel einbrachten.

In den frühen 90er Jahren entstanden kreative Ideen für grenzüberschreitende Begegnungen. Die Trabi-Rallye zum Beispiel, bei der Jugendlichen aus Deutschland, Polen und Tschechien durchs Dreiländereck tourten. Während andere sächsische Einrichtungen mit ihren Projekten häufig nach Westen blickten, um dort Netzwerke und Austausch anzuregen, richtete der Valtenbergwichtel e.V. vielmehr seinen Blick nach Osten in Richtung der unmittelbaren Nachbarländer Tschechien und Polen. Prominent unterstützt wurde das Projekt von Wolfgang Stumph, dem Schauspieler der Hauptfigur im Film Go Trabi Go. Doch auch andere Bekanntschaften gaben Tilo Moritz immer wieder das Gefühl, die richtige berufliche Entscheidung getroffen zu haben. 

Der personelle Aderlass

Go Trabi go!

Tilo Moritz wirft einen kritischen Blick auf die aktuellen Entwicklungen in der Kinder- und Jugendarbeit – besonders in Sachsen. Er warnt vor der Gefahr, dass schulische Logiken und Strukturen zunehmend auch die offene Jugendarbeit prägen. Stattdessen fordert er mehr eigenständige Begegnungsräume: Orte, an denen junge Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Orientierung Erfahrungen machen, sich begegnen und entwickeln können – jenseits von Vereinslogiken. Doch Räume allein reichen nicht: Es brauche Fachkräfte, die diese Räume begleiten. Genau hier sieht Tilo Moritz einen politischen Auftrag: Begegnung braucht nicht nur Orte, sondern auch Begleitung.

Begegnung braucht Begleitung

Archivbilder

Link zum kompletten Video

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