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Anke Miebach-Stiens

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Sozialarbeiterin und Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Sachsen e.V.

Anke kam kurz nach der Wende nach Chemnitz und fand eher zufällig den Weg in die Jugendarbeit. Sie engagierte sich beim Selbsthilfe Wohnprojekt Further Straße (SWF) in Chemnitz, das ab 1990 sozialräumliche Angebote der Kinder- und Jugendarbeit entwickelte und half, Jugendhilfeangebote in leerstehenden Gebäuden und auf Brachflächen zu etablieren. Berufsbegleitend absolvierte sie Anfang der 1990er Jahre ein Studium der Sozialen Arbeit und später ebenso berufsbegleitend ein Studium im Sozialmanagement, um ihre praktischen Erfahrungen mit der entsprechenden Theorie zu verbinden. Später wechselte sie in die Dachverbandsarbeit, um Jugendpolitik aktiv mitzugestalten.

Freie Räume und staatliche Kontrolle

Die Kinder- und Jugendarbeit in der DDR war staatlich organisiert und zielte allzu oft auf die Anpassung junger Menschen an das System. Doch es gab auch alternative Strukturen: Vor allem kirchennahe Organisationen boten jenen einen Raum, die im staatlichen System keinen Platz fanden. In Karl-Marx-Stadt entstanden beispielsweise Kindertreffs für Straßenkinder. Diese offene Jugendarbeit war jedoch nicht frei von Überwachung – die Staatssicherheit hatte ein Auge auf diese Strukturen, und viele Beteiligte erfuhren erst später, wie engmaschig das Netz der Kontrolle war.

Nach der Wende stand nicht fest, wohin der Weg führt. Viele Akteure waren suchend unterwegs, mutig, aber ohne klares Ziel. Wichtige Impulse und erste Schwerpunkte wurden gesetzt, doch es fehlten gesetzliche Grundlagen und oft auch Erfahrungen – vieles musste neu gedacht und ausprobiert werden. Aus einer stark ehrenamtlich geprägten Kultur entwickelte sich mit der Zeit ein wachsender Professionalisierungsanspruch – getragen von Menschen, die auch biografisch mit dem Umbruch verbunden waren.

Suchen, finden, gestalten – Vereinsarbeit im Wandel

Viele junge Menschen nutzten mit der Wende die neuen Freiheiten, um Vereine zu gründen und soziale wie kulturelle Projekte umzusetzen. Bereits unter der Modrow-Regierung entstanden erste Initiativen, die den Wandel aktiv gestalteten. Mit der Wiedervereinigung wuchs die Aufbruchsstimmung – Fördermittel ermöglichten neue Projekte. In Chemnitz wurde eine alte Fleischerei in ein soziokulturelles Zentrum umgewandelt. Mit viel Eigeninitiative und einfachen Mitteln entstand ein Ort für Konzerte und Gemeinschaft, der den Geist der Selbstorganisation dieser Zeit widerspiegelte.

Plötzlich schien alles möglich

Keine Potenziale ohne gute Rahmenbedingungen

Jugendarbeit braucht stabile Rahmenbedingungen, doch viele Potenziale bleiben ungenutzt. Besonders für junge Menschen mit Beeinträchtigungen fehlen Strukturen und Fachkräfte. Neben gesetzlichen Anpassungen ist auch gesellschaftliche Anerkennung entscheidend. Kinder und Jugendliche – unabhängig von Herkunft oder Lebenslage – sollten die Chance haben, in Freiheit und Sicherheit aufzuwachsen, sich einzubringen und ihre Zukunft aktiv zu gestalten.

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